Teilleistungsschwächen

"Unser Gehirn ist für das Lesen nicht gebaut"
Manfred Spitzer, Hirnforscher 2002

Ursachen
Während es die menschliche Sprache schon seit mindestens 100.000 Jahren gibt, verwenden die Menschen schriftliche Zeichen seit etwa 5.000 bis 6.0000 Jahre.

Insgesamt sind Sprechen und Verstehen von Sprache sowie Schreiben von Texten äußerst komplexe Fähigkeiten, bei denen mehrere Gehirnregionen gleichzeitig aktiviert werden.

Auch die Sprachentwicklung eines Kindes geschieht über mehrere Jahre, zuerst lernt es bestimmte Laute, bestimmte Gegenstände, Personen oder Dinge zuzuordnen und diese dann mit einem Wort zu benennen, über die weitere Sprachentwicklung lernt es Beziehungen zwischen Personen, Gegenständen durch mehr Wortsätze auszudrücken, im dritten Schritt lernt es diese zum Teil komplizierten Beziehungen zwischen Personen und Gegenständen durch Ausbildung der Grammatikstruktur sprachlich zu formulieren. Etwa im Alter zwischen vier und fünf kann ein Kind grammatikalisch richtig in der Muttersprache sich ausdrücken.

Beim Schreiben und Lesen ist dieser komplizierte neurologische Prozess noch einmal quasi "auf die Spitze getrieben".

Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. geht davon aus, dass etwa 5 % aller Schulkinder mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeit betroffen sind. LRS ist einer der häufigsten kinder- und jugendpsychiatrischen Störungen. Das Risiko ist nicht, eine solche Störung zu haben, sondern das Risiko ist, dass diese Störung in sehr vielen Fällen zu deutlichen Schulleistungsstörungen, zu Schulversagen und danach auch zu seelischen Störungen führt.

Nicht alle wissen, dass es für eine Lese-Rechtschreibstörung eine genetische Disposition gibt. Beim komplizierten Prozess des Hin- und Herschaltens von Sprach- und Wortbild Informationen im Gehirn bis hin zum geschriebenen Text können viele Dinge passieren. Heute geht man davon aus, dass so genannte "Mikroverdrahtungsstörungen" die Ursache für im Vergleich zu anderen Kindern verlangsamten Lese- und Schreibprozess sind.

Seit mehr als 10 Jahren glauben Forscher, dass das Chromosom 6 in Zusammenhang mit LRS stehen könne.

Amerikanische Forscher haben zudem festgestellt, dass infolge von Auffälligkeiten des Gens DCDC 2 Integration von Nervenzellen im Gehirn nicht so schnell funktioniert, dass dieser sehr komplizierte Schreib- und Leseprozess innerhalb von mehreren Jahren von allen Kindern bewältigt werden kann. Es gibt im Gehirn kein festgelegtes Lese- oder Schreibzentrum, dass eben gut oder weniger gut arbeitet. Lesen und Schreiben ist zu verstehen als sehr komplizierter Prozess des Hin- und Herschaltens von Informationen im neuronalen Netz, bis ein Wort auf dem Papier steht.

Symptome für Lese-Rechtschreibstörung
Lese- und Rechtschreibprobleme sind gekennzeichnet durch einen oder mehrere der folgenden Punkte:

Rechtschreibung
  • Hohe Fehlerzahl bei ungeübten Diktaten
  • Schwierigkeiten beim Abschreiben von Texten
  • Grammatik- und Interpunktionsfehler
  • Ersetzen von Wörtern durch ein semantisch ähnliches Wort
  • Unleserliche Schrift     
Lesen
  • Auslassen, Ersetzen oder Hinzufügen von Wörtern oder Wortteilen
  • Geringe Lesegeschwindigkeit
  • Ersetzen von Wörtern oder Wortteilen durch ein semantisch ähnliches Wort
  • Verlieren der Zeile im Text
  • Mangelndes Leseverständnis (d.h. Unfähigkeit, aus dem Gelesenen den Sinn zu entnehmen)
Sekundärsymptomatik
Durch das andauernde schulische Versagen kann es zu emotionalen Symptomen kommen:
  • Schulangst
  • Schulunlust
  • Bauchschmerzen etc., besonders vor Diktaten
  • Einnässen
  • Schulschwänzen
  • Unruhe, Hyperaktivität
  • "Klassenkasper"
Je früher so genannte Mikroverdrahtungsstörungen oder Informationsverarbeitungsprobleme im Gehirn, die Voraussetzungen sein können für spätere Lese- Rechtschreibstörungen erkannt werden als Wahrnehmungsprobleme, als Probleme der Wahrnehmung im visuellen oder auditiven Bereich, je eher kann das Entstehen einer späteren Lese- Rechtschreibstörung verhindert werden.
Auch heute können wir schon im Vorschulalter das Risiko einer späteren Lese- Rechtsschreibstörung anhand von testdiagnostischen Untersuchungen messen und feststellen.
Schon im Vorschulalter können spezielle Trainings durchgeführt werden, die für die Entwicklung des Lese- und Schreibprozesses in der Schule hilfreich sind und bei Risiko Lese- Rechtschreibstörung sehr früh helfen, die Informationsübertragung im Gehirn für diese speziellen Prozesse zu verbessern.

Das Institut für Kinderpsychologie KOMMA führt Lese- und Rechtschreibtrainings speziell auf der Basis dieses Informationsstandes durch, die neuropsychologisch fundiert sind und die über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren durchgeführt eine deutliche Heilungsquote zeigen.

Bei deutlichen Lese- Rechtschreibstörungen ist es möglich, quasi durch ein kinderpsychologisches Gutachten finanzielle Unterstützung für das Lese- Rechtschreibtraining zu erhalten, wenn die Voraussetzungen für § 35 a des Kinder- und Jugendhilfegesetzes vorliegen.
Eine sorgfältige testdiagnostische Untersuchung stellt eine Lese- Rechtschreibstörung fest und ein entsprechendes kinderpsychologisches Gutachten, das von einem Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten erstellt werden kann, geht dann ans Jugendamt zur Überprüfung und zur Feststellung des Vorliegens von §35a Kinder- und Jugendhilfegesetz und dann von teilweise Kostenübernahme für das entsprechende Lese- Rechtschreibtraining.







© copyright komma institut - http://www.institut-komma.de -
Eine Website von Capersville Interactive